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Hernienzentrum Hanau

Krankheitsbild: Leistenbruch

Durch die Bauchmuskulatur wird in der Leiste ein Kanal gebildet. Beim Mann verläuft hier der Samenstrang, bei der Frau das Halteband der Gebärmutter. Durch den anatomischen Aufbau der Muskulatur besteht in der Leiste eine Schwachstelle – die so genannte „Sollbruchstelle“, was dazu führt dass Baucheingeweide nach außen gedrückt werden. Dies kann als Vorwölbung tastbar oder auch sichtbar werden. Eine Einklemmung des durchgedrückten Darmes ist selten, erfordert aber eine Notfalloperation und hat eine schlechtere Prognose. Die einzige kausale Therapie eines Leistenbruches besteht in der Operation mit Zurückverlagerung des Bruchsackes und Stabilisierung der Leistenhinterwand mit der individuell angepassten Methode. Männer sind ca. 8x häufiger betroffen als Frauen.
Neben der Anatomie gibt es noch zahlreiche Risikofaktoren die einen Leistenbruch fördern wie z.B. genetische Faktoren oder den Bauchinnendruck erhöhende Situationen wie Hustenreiz ( z.B. bei Rauchern).

Wie wird ein Leistenbruch diagnostiziert?

Ein Leistenbruch ist nicht immer vom Patienten bereits im Spiegel erkennbar. Die Diagnostik eines Leistenbruches erfolgt meist durch eine klinische Untersuchung der Leiste im Stehen und Liegen unter Bauchpresse oder Husten auch im Seitenvergleich.
Zusätzlich wird zur genaueren Diagnostik auch bei uns oft auch eine dynamische Ultraschalluntersuchung = Sonografie der Leistenregion durchgeführt. Diese erfolgt zumeist als dynamische Untersuchung im Stehen unter Pressen auch im Seitenvergleich. Das Ergebnis der Ultraschalluntersuchung hat neben der Befragung über klinische Beschwerden einen wesentlichen Einfluss auf die Dringlichkeit einer möglichen Operation.

Behandlung der Leistenbrüche:
Zur Behandlung eines Leistenbruches stehen heute viele operative Möglichkeiten zur Auswahl. Das jeweils anzuwendende Operationsverfahren richtet sich bei uns ganz individuell nach:
• der Art des Bruches
• der Größe des Bruches
• Risikoprofil des Patienten
• Alter und Begleiterkrankungen
• körperlichen beruflichen Anforderungen
• und dem Wunsch des Patienten.

Heute gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Operationsverfahren, die ein wesentlich differenzierteres Herangehen erlauben und somit eine „maßgeschneiderte“ Chirurgie (= tailored surgery) möglich machen. Bei uns gibt es grundsätzlich kein einheitliches Standardverfahren, vielmehr wird aus der Vielzahl der Möglichkeiten prä- und intraoperativ ein individuelles bestgeeignetes Operationsverfahren ausgewählt.

Welche Therapieverfahren gibt es?

Prinzipiell muss zwischen Hernienreparationen mit und ohne Kunststoffimplantaten unterschieden werden. Die klassische Hernienversorgung nach Shouldice galt bis zum „Durchbruch“ der Netzverfahren als „Goldstandard“ in der Hernienchirurgie.

Hernioplastik mit dem Minimal Repair

Diese Operationsmethode ist besonders bei sogennanten „Sportlerleisten“ die Methode der Wahl. Hier steht nicht die Hernie im Vordergrund sondern eher der belastungsabhängige Schmerz in der Leiste. Es handelt sich dabei um eine Kompression der Nerven (Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis und Nervus ilioinguinalis) , die durch Pressen oder Erhöhung des Bauchinnendruckes hervorgerufen werden können. Betroffen sind vor allem Sportler der Ballsportarten besonders Fußballer aber auch Läufer.
Bei der Operationstechnik wird durch ein spezielles Nahtverfahren die Leistenkanalhinterwand verstärkt also ohne Einsatz von Fremdmaterial.

Hernioplastik nach SHOULDICE

Diese Methode geht zurück auf den kanadischen Chirurgen Edward Earle SHOULDICE, der diese weltweit überaus erfolgreiche Technik 1944 entwickelte.

Bei dieser Operationsmethode wird jede anatomische Struktur exakt dargestellt und jede Schicht des Defektes wird getrennt mit fortlaufenden nicht resorbierbaren Nähten ohne Fremdmaterial versorgt. Dabei wird die Leistenkanalhinterwand durch ein mehrreihiges Nahtverfahren stabilisiert.
Diese Methode gilt als bestes Nahtverfahren mit einer vergleichbar geringen Rezidivquote (= Quote des Wiederauftretens von Brüchen nach einer Operation).
Diese Methode ist besonders bei kleineren Brüchen und jüngeren Patienten ohne wesentliches Risikoprofil geeignet.

Hernioplastik mit dem UPP- System (Ultrapro Plug)

Dieses neuartige Verfahren verwendet ähnlich der Technik nach RUTKOW und MILLIKAN- Verfahren ein eher kleinflächiges Netz zur Verstärkung der Bauchdecke. Neu ist jedoch hier das dabei ein teilresorbierbares, großporiges, leichtgewichtiges und eher laminar ausgerichtetes Netz Verwendung findet. Somit ist dieses Verfahren ebenso bei kleinen bis mittelgroßen primären Leisten- und Schenkelbrüchen geeignet, die aber durch die Materialbeschaffenheit ein Höchstmaß an Flexibilität erwarten lassen.

Hernioplastik mit dem UHS-System (Ultrapro- Hernia- System) nach GILBERT

Diese neue Technik verwendet ebenso wie beim UPP- System ein teilresorbierbares, leichtgewichtiges und großporiges Netz. Auch hier erreicht man die Bauchdeckenverstärkung vor allem von der Innenseite der Bauchdecke (posteriores Verfahren).
Hernioplastik mit dem UHS-System (Ultrapro-Hernia-System) nach GILBERT

Die Teilresorbierbarkeit des Netzes hat den Vorteil das nach einer Resorption des anfänglich stabilisierend wirkenden Netzteiles (ca. 4-6 Wochen) nur ein Minimum am Netzmaterial im Körper verbleibt. Also streng nach dem Grundsatz „Nicht soviel wie möglich sondern soviel wie nötig!“
Sie ist eines der favorisierten Verfahren in unserer Praxis.
Dieses Verfahren ist ebenso besonders für mittelgroße und große , besonders auch kombinierte Brüche geeignet. Aufgrund der Materialbeschaffenheit bietet dieses Verfahren neben einer hohen Stabilität auch eine sehr hohe Flexibilität.

Hernioplastik nach LICHTENSTEIN

Diese Methode wurde 1984 durch den kanadischen Chirurgen LICHTENSTEIN entwickelt. Bei dieser LICHTENSTEIN-Technik bleibt die Leistenkanalhinterwand intakt und es wird ein großflächiges Netz spannungsfrei darüber gedeckt und vernäht.
Im Weltmaßstab (auch in Deutschland) betrachtet ist diese OP Methode das am häufigsten eingesetzte Verfahren.
Diese Methode eignet sich besonders für alle mittelgroßen und großen Brüche wenn eine rückseitige Verstärkung nicht möglich ist (z.B. nach Gefäßoperationen, Bestrahlungen und Voroperationen an Blase und Prostata).

Hernioplastik mit TAPP

Die endoskopische Technik transabdominell (TAPP) ist eine Operationsmethode, die mit großflächigen Netzen arbeiten. Diese werden analog zum TIPP – Verfahren von der Rückseite der Bauchwand eingesetzt = retromuskuläre / rückseitige Verstärkung.
Beide Techniken sind vor allem Wiederholungseingriffen = Rezidiveingriffen (nach offen voroperierten Fällen) vorbehalten, wenn der operative Zugangsweg von außen erschwert ist.
Insgesamt gilt dieses Operationsverfahren jedoch als aufwändig und teuer und ist nicht frei von Risiken.

Patienten Information: Verhalten nach einer Leisten- oder Nabelhernien Operation
  • Sie erhalten von uns 4 Schmerztabletten (2 Ibuprofen 600mg und 2 Novalgin 500mg) diese nehmen Sie im Wechsel wie folgt alle 3 Stunden 1 Tablette ein. ->1 Ibuprofen/1 Novalgin/1 Ibuprofen/1 Novalgin
  • Ab dem ersten Tag nach der Operation nehmen Sie von den Ibuprofen 400mg eine Woche 2-3x täglich eine Tablette ein (1-1-1). Diese Tabletten wirken nicht nur Schmerzlindernd, sondern auch abschwellend und entzündungshemmend.
  • Die Wunde sollte mehrmals am Tag mit einem Kühlpack (immer in ein Tuch gewickelt) für 10 Minuten gekühlt werden. z.B. in halbstündlichen Abständen (besonders am OP Tag)
  • Am 1. Tag nach der Operation findet einVerbandwechsel statt. Sollte eine Drainage in das Wundgebiet eingelegt sein, wird diese in der Regel am 1. Tag nach der Operation entfernt. Die eingebrachten Fäden müssen nicht entfernt werden, diese lösen sich von alleine auf.
  • Bitte achten Sie darauf, das Sie beim Aufstehen immer über die Seite hochkommen. Sie sollten sich schonen, keine großen Anstrengungen ausüben und 2 Wochen nicht schwer heben.
  • Sie sollten in den ersten 2 Wochen das Sitzen über einen längeren Zeitraum vermeiden.
  • Nach 3 Tagen, können Sie mit dem Pflaster duschen gehen. Das nasse Pflaster entfernen, mit einem sauberen Handtuch vorsichtig die Wunde abtrocknen, dann die Wunde mit einem neuen Pflaster versorgen.
  • Sport ist nach der 3. postoperativen Woche erlaubt.
  • Intimverkehr ist ab der 3. Woche erlaubt, bei Männer sollten keine Hodenschwellung mehr vorliegen.
  • Durch Beachtung dieser Maßnahmen und Einhaltung der Empfehlung tragen Sie wesentlich zu Ihrer Genesung bei.

Chirurgisch Orthopädisches Centrum Hanau
Nußallee 2 - 63450 Hanau

Telefon 06181 / 257525
info (at) coc-hanau.de

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